Christkindlbriefe 2023 der Landesstelle Tirol

1950, im Gründungsjahr der Stiftung Soziales Friedens­werk, hat die Landesstelle Tirol die Aktion „Christkindlbriefe“ für hilfsbedürftige Kinder und Familien ins Leben gerufen. Es ist kaum zu glauben, daß sich in unse­rer schnellebigen Zeit mit ständigem Wandel diese Aktion schon über mehr als 70 Jahre erhalten hat.

Diese „Christkindlbriefe“ legen wir jedes Jahr unseren Freunden und Förderern ans Herz und bitten sie um Mit­hilfe und Unterstützung. Die Brieflein mit den Wünschen der Kinder liegen in mehreren Innsbrucker Geschäften in eigenen Schachteln auf und warten dort, bis sich jemand findet, der eines mitnimmt und einlöst.

Schon im Oktober haben wir wieder die Eltern solcher Kinder angeschrieben und eingeladen mitzumachen. Heuer sind es etwa 250 Kinder, die mitma­chen dürfen.

Zu Beginn im Jahre 1950 waren es Kinder aus Tiroler Familien, die unter den Nachkriegsfolgen zu leiden hatten, aber auch Kinder, die in Folge von Erkrankungen oder außergewöhnlichen Umständen besondere Zuneigung brauchten und sich daher über ein kleines Geschenk zu Weihnachten freuten.

Vor 61 Jahren zu Weihnachten 1962 begann die Zusammenarbeit mit dem Elisabethinum in Axams, wo so segensreich behinderte Kinder betreut werden. Dies war die Idee unserer Landesstellenleiterin Frau DDr. Pickl-Straffner, die bis zu Ihrem Tod im Jahre 1983 über 30 Jahre Landesstellenleiterin in Tirol war und dafür von der Stadt Innsbruck mit dem Sozialehrenzeichen ausgezeichnet wurde.

Damals 1963 schrieb uns der Leiter des Elisabethinums nach der 1. Teilnahme folgenden Brief:

„Recht, recht herz­lichen Dank dafür, daß Sie den kör­perbehinderten Kindern unseres Hei­mes ein so schönes Weihnachtsfest (das schönste seit Bestehen des Hau­ses) verschafft haben. Die Kinder waren selig. Daß fast alle genau den Wunsch erfüllt bekamen, den sie ge­hegt hatten, war natürlich die voll­kommenste Überraschung. Alle strahlten vor Freude. Da wir von allen Spendern keine Adresse wis­sen, können wir natürlich nicht je­dem einzeln danken. Um so mehr ist es uns ein Bedürfnis, Ihnen, die Sie doch die Hauptarbeit an allen hatten und sich nicht scheuten, die vielen Mühen auf sich zu nehmen, unseren aufrichtigen Dank im Namen aller Kinder auszusprechen. Wir wünschen für die so schwere Arbeit für das „Soziale Frie­denswerk“ wei­terhin recht viel Glück.“

Seither haben wir uns jedes Jahr über die Freude der Kinder des Elisabethinums und über Ihren Dank ge­freut und sie deshalb jedes Jahr auch wieder eingeladen .

Schon fast von Anfang an sind auch immer Kinder aus dem Altkärntner Kanaltal mit dem Hauptort Tarvis, das so wie Süd-Tirol 1919 von Italien annektiert worden ist, dabei. In den Corona-Jahren 2020 und 2021 ging das leider nicht, weil das Verteilen der Briefe an die Kinder und das Wiedereinsammeln durch die Leute des „Kanaltaler Kulturvereins“ wegen der Corona-Beschränkungen in Italien nicht möglich war bzw. weil von mißgünstigen Bewohnern mit Argusaugen darauf geachtet wurde, daß sich hier ja niemand über die Corona-Ausgangssperren hinwegsetzt!

1990 hatten wir Zweifel, diese Aktion wei­terzuführen, nachdem sich gegenüber der Nachkriegszeit die Verhältnisse bei uns doch sehr zum Guten geändert hatten. Anders war es damals im zerfallenden Jugoslawien. Unter dem Eindruck des dort tobenden Krieges haben wir uns damals entschlossen, diese Aktion fortzusetzen und haben Flüchtlingskinder und Kriegswaisen aus Kroatien neben den Kindern aus Tirol in unsere Aktion „Christkindlbriefe“ einbezogen. Unser Ziel war es, diesen ar­men Menschen dort Hoffnung auf ein Leben mit Zukunft in ihrem Umfeld, in ihrer Kultur, ja in ihrer Heimat zu geben, statt sie durch kriegsbedingte Hoffnungslosigkeit, Enttäu­schung und Verbitterung zum Verlassen der Heimat, zur Asylsuche oder zur Flucht in den „goldenen Westen“ zu treiben.

2004 hatten wir erstmals auch Kinder aus Hopgarten (benannt nach dem Hop­fen, der sich auch im Wappen der Gemein­de findet, slowakisch Chmeľnica) in der Oberzips (Ostslowakei), wohin wir von der Landesstelle Tirol einen persönlichen Kontakt haben, eingeladen.

Dieses 700 Jahre alte Dorf mit etwa 1000 Einwohnern fast an der Grenze zu Polen ist ja eines der ganz wenigen in der Slowakei, wo die Vertreibung der deutschen Volksgruppe nach dem Zweiten Weltkrieg nicht stattgefunden hat.

Die Zips

Hier in dieser alten Darstellung finden Sie Hopgarten ganz rechts oben als letzten Ort.
Die Deutschen in Hopgarten, die im 13. Jahrhundert aus Schlesien eingewandert sind und dieses Dorf gegründet haben, hatten immer ein sehr gutes Verhältnis zu den mitwohnenden Slowaken und Ukrainern (dort werden sie wie im alten Österreich Ruthenen genannt), und so wurden sie 1945 von diesen oft gewarnt, sobald die tschechische Miliz zur Aushebung der deutschen Bevölkerung im Anmarsch war. Deswegen konnten sie sich im Wald oder in anderen hauptsächlich von Ruthenen bewohnten Dörfern verstecken. Durch diese Hilfe überlebten sie, und deshalb gibt es in Hopgarten heute noch eine mit 2/3 mehrheitlich deutsche Bevölkerung. Diese spricht zwar nicht so gut Hochdeutsch, aber um so besser ihre deutsch-schlesische Mundart, das Hopgärtnerische. In einer Aufnahme der deutschen Sendung von „Radio Slowakei International“ können Sie unter https://karpatenblatt.sk/so-klingt-hopgaertnerisch-2/ mehr über Hopgarten erfahren und sich auch das Hopgärtnerische anhören.

In der Ostslowakei und in der Oberzips sind die wirt­schaftlichen Verhältnisse seit und trotz der Wende von 1989 zwar besser, aber immer noch nicht rosig: Die ehemaligen Staatsbetriebe wurden fast alle ge­schlossen und Ersatzarbeitsplätze nur wenige geschaffen.

Die Arbeitslosigkeit in der ganzen Slo­wakei ist gegenüber 2022 mit 6,1% bis September 2023 leicht auf 5,8% gesunken. Die Jugendarbeitslosigkeit ist aber fast dreimal und somit deutlich höher als in Österreich. Es gibt auch ein sehr großes West-Ost-Gefälle, und der Kreis Käsmark in der Ostslowakei, der an Hopgarten angrenzt, ist eines der Gebiete mit der höchs­ten Arbeitslosigkeit der gan­zen Slowakei. Vor allem Familien mit Kindern leiden darunter sehr, weil die Väter in der Ostslowakei wenig Arbeit finden und so auch kein regelmäßiges Einkommen ins Haus kommt. Die Ostslowakei zählt mit einem Pro-Kopf-Einkommen von weniger als 75 % des EU-Durchschnitts zu den am stärksten benachteiligten Gebieten in der EU.

Des­halb ziehen in der Ostslowakei Väter aber auch Mütter als Gastarbeiter oder als Wochenpendler in die westlichen EU-Länder und leben dort getrennt von ihren Familien.

Dies ist der Grund, weshalb wir immer noch Kinder aus Hopgarten einladen bei unserer Aktion Christkindlbriefe mitzumachen. Diesmal sind 27 Kinder aus der Volksschule und 28 andere Kinder, kleinere, die noch nicht in die Schule gehen, aber auch größere Kinder, die nicht mehr in Hopgarten, sondern in Alt-Lublau höhere Schulen besuchen, wieder dabei.

Nur 140 km östlich von Hopgarten entfernt beginnt schon die Ukraine, und zwar jener Teil der Westukraine, der ehemals das Königreich Galizien und Lodomerien umfaßte, das bis 1918 Teil der österreichischen Reichshälfte war. Dort herrscht seit Februar 2022 Krieg.

So wie 1990 während des Jugoslawienkriegs haben wir uns deshalb 2022 gedacht, wie schon 1950 zur Zeit der Gründung der Stif­tung Soziales Frie­denswerk durch den Salzburger Fürsterzbischof DDr. A. Rohracher, uns um kriegsgeschädigte Kinder und Fami­lien anzunehmen und im Sinne der Satzungen des Sozialen Friedenswerks diesen zu helfen. Dazu haben wir 2022 an Ort und Stelle in Kolomea Hr. S. Schmidl, der seit einigen Jahren in engem Kontakt mit der Österreichischen Landsmannschaft in Wien steht, angesprochen. Er hat in seinem Umfeld 37 Kinder aus Kolomea (so hieß in der österreichischen Zeit die Bezirkshauptstadt am Pruth und heißt heute auf ukrainisch Коломия) und Umgebung ausfindig gemacht und in unserem Namen eingeladen bei der Aktion „Christkindlbriefe“ mitzumachen.

Die Briefe der Kinder waren sehr berührend und in jedem Brief stand als sehnlichster Wunsch „Friede“!

Die Freude der Kinder über die Geschenke aus Österreich war riesig und so war es für uns klar, daß wir heuer wieder Kinder aus der Westukraine einladen werden.

Diesmal sind es 40 Kinder aus Kolomea und 23 Kinder aus Kalusch, einer Kleinstadt etwas westlich von Ivano-Frankivsk, der Kreishauptstadt, die in der österreichischen Zeit Stanislau hieß.

Diesmal sind bei den Kindern viele Kriegswaisen, Flüchtlingskinder und Kinder, deren Väter als Soldaten einberufen wurden oder sich freiwillig zur Verteidigung ihrer Heimat gemeldet haben, dabei, und ihre Briefe sind sehr berührend.

Hier ein Brief eines Buben, der mit seiner Familie aus dem Osten nach Kolomea flüchten mußte und dessen Vater dann im Krieg gefallen ist. Da in der Ukraine nicht das Christkind, sondern der Nikolaus der Geschenkbringer ist, ist der Brief an den Nikolaus gerichtet:

Unsere Christkindlbriefe liegen wieder in den Innsbrucker Geschäften Bürohaus E. Schmid (Triumphpforte), Tyrolia (DEZ), Wagnerische Buchhandlung (Museumstraße) und erstmals im Spielwarengeschäft Kinder Welt (kids world) im Kaufhaus Tyrol schon ab Samstag dem 17. November auf. Sie warten darauf, von Menschen, die hilfsbedürftigen Kindern eine kleine Weihnachtsfreude ma­chen wollen, abgeholt und eingelöst zu werden. Deshalb bitten wir Sie wieder besonders um Ihre Mithilfe und Ihre Anteilahme am Leben dieser Kinder, in­dem Sie ein „Christkindl-Brieflein“ an sich nehmen und die kleinen Wünsche eines dieser Kinder er­füllen.

Wenn Sie wollen, daß wir das Paket mit dem Geschenk für Sie verschicken, bitten wir Sie es im Geschäft zu lassen. Wir holen die Päckchen dort ab und geben sie dann alle gemeinsam mit der Post auf. Den Südtiroler Kindern bringen wir sie selbst.

Nach Hopgarten in der Slowakei und nach Tarvis ins Kanaltal schicken wir die Pakete mit dem DPD-Paketdienst der Fa. Gebrüder Weiss, der dies dankenswerterweise für uns wieder kostenlos macht. Ohne dieses Entgegenkommen könnten wir den Versand gar nicht finanzieren und dafür herzlichen Dank!

In die Ukraine ist es mit dem Transport wegen des Krieges schwieriger: Hier schicken wir die Pakete mit dem DPD-Paketdienst nach Wien. Von dort nimmt sie ein privater Hilfsverein bei dessen Transporten für uns gegen eine Spende mit nach Lemberg, und dort werden sie dann mit dem ukrainischen Paketdienst Nova Poschta an die Zielorte geschickt.

Wenn Sie in einem dieser Geschäfte ein Brieflein mitneh­men, es aber aus irgendeinem Grund nicht einlösen kön­nen, geben Sie es bitte wieder zurück. Sonst geht das Kind leer aus und ist enttäuscht. Sie wollen sicher auch nicht, daß bei ein paar Kindern zu Weihnachten statt eines Päckchens die Enttäuschung ins Haus kommt?

All diese Erläuterungen finden Sie auch in den Schach­teln, die mit den Brieflein in den o.a. Geschäften aufgestellt sind, sodaß Sie dort an Ort und Stelle alle Einzelheiten in Ruhe lesen können.

Wenn aber, so wie öfters in den letzten Jahren, wieder jemand aber auch außerhalb von Tirol ein Christkindlbrieflein einlösen will, dann bitten wir Sie sich unter der elektronischen Adresse g.busse@aon.at an die Landesstelle Tirol zu wenden. Wir werden Ihnen dann ein Brieflein zuschicken, auf Wunsch und nach Abstimmung der voraus­sichtlichen Kosten mit Ih­nen das Geschenk für Sie kaufen, versenden und Ihnen dann die Rechnung dafür zuschicken.

Wir bedanken uns im Vorhinein bei Ihnen allen für Ihre Unterstützung, mit der es uns auch heuer hoffentlich wieder gemeinsam gelingen wird, all diesen Kindern eine persönliche kleine Weihnachtsfreude zu machen.